Auf dem Eigen
Kirchengeschichte/n auf dem Eigen
„Der Eigen“ ist eine landschaftlich reizvolle Region zwischen Löbau, Zittau und Görlitz. Es handelt sich dabei um ein Gebiet, das jahrhundertelang dem Kloster Marienstern b. Kamenz unterstand (daher der erklärungsbedürftige Name: das Kloster führte das Gebiet als „unser Eigen“). Heute bilden den „Eigen“ das Landstädtchen Bernstadt mit den Ortsteilen Kunnersdorf und Altbernsdorf sowie die Dörfer Dittersbach, Kiesdorf und Schönau-Berzdorf. Zeitweise gehörten dem Eigen auch Deutsch-Paulsdorf sowie Neundorf a. d. Eigen an. Das zugehörige Dorf Berzdorf a. d. E. wurde Mitte der 1960er Jahre ein Opfer der Kohleförderung. An seiner Stelle befindet sich heute der Berzdorfer See und ein weitläufiges renaturiertes Areal. Auch unsere Kirchen sind Zeugen der unterschiedlichen geschichtlichen und stilistischen Epochen. Im Folgenden finden Sie unten eine kleine (Bau)Geschichte zu jeder unserer Kirchen.
Die St. Marien- und Heiligkreuzkirche zu Bernstadt a.d. Eigen
Bereits im Jahr 1250 wurde ein schon seit 1200 bestehender Vorgängerbau erweitert und umgebaut. So erhielt die Kirche ihren Grundriss in Form eines Kreuzes. Der Lauf der Geschichte prägte immer wieder das sakrale Gebäude. Mehrmals erlitt die Kirche Zerstörungen, Schäden oder wurde Opfer von Plünderungen. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie in den Hussitenkriegen zerstört. Im Eingangsvorraum sind die Namen derjenigen Bernstädter verzeichnet, die bei einem Massaker durchziehender Hussiten ihr Leben verloren. Beim Wiederaufbau erhielt die Kirche erstmals auch zwei Glocken. Weitere Erweiterungen baulicher Art erfolgten ebenfalls. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte von neuem Zerstörung. Gleich dreimal wurde die Kirche geplündert. Wertvolle Monstranzen und Kelche gingen dabei verloren. Der Bau indes blieb verschont bis zum ersten großen Stadtbrand im Jahr 1686. Die Kirche brannte nieder, die Glocken schmolzen.
Der Wiederaufbau wurde nötig; zusätzlich wurde ein Turm erbaut. 1828 vernichtete der zweite große Bernstädter Stadtbrand weite Teile der Kirche. Es erfolgen schrittweise Renovierungen. Der große Altar – im neoklassizistischen Stil - wurde errichtet. Im Jahre 1888 wurden zudem die drei Vorhallen im Stile der Neogotik angebaut. Auch eine neue Orgel (Eule, Bautzen) wurde angeschafft. Nach Abgabe des alten Geläuts zur Einschmelzung im Ersten Weltkrieg konnte ab 1921 ein neues Geläut aus Stahl eingebaut werden und erklingt seitdem. Die Sprengung der nahegelegenen Pließnitzbrücke 1945 verursachte erhebliche Schäden an den Kirchenfenstern. Der Turm wurde durch Artillerietreffer in Mitleidenschaft gezogen. In der Zeit ab 1945 konnten trotz der erschwerten Material- und Finanzbedingung der DDR schrittweise Sanierungen und technische Aufrüstung erfolgen, nicht zuletzt ermöglicht durch westdeutsche Spenden und Feierabendbrigaden. 2002 erfolgte in der Kirche eine aufwendige Innensanierung. Einen Rundgang lohnt auch der Kirchplatz. Reste der alten Umfassungsmauer, die ursprünglich die ganze Kirche umschlossen, existieren heute noch. Sie verliehen einst der Kirche einen wehrhaften Charakter. Alte Epitaphe an den Mauern zeugen von dem Friedhof, der sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts um die Kirche erstreckte. Die z.T. frisch sanierten Kriegerdenkmäler erinnern an die Gefallenen der Kriege von 1866, 1870/71 und 1914-1918 und mahnen zum Frieden.
(Bild: Helmar Schulze / Text: Jonathan Hahn)
Die St.-Georg-Kirche zu Schönau-Berzdorf a.d. Eigen
Schon im Jahre 1296 wurde die Kirche urkundlich erwähnt und ist damit eines der ältesten Gotteshäuser der Umgebung. Der Kirchenname „S(ank)t Georg“ erinnert an den heiligen Georg. Der Legende nach soll dieser Ritter einer jungen Königstochter das Leben gerettet haben. Er tötete den Drachen, dem sie zum Opfer gegeben werden sollte und wurde damit zum Helden sowie später zum Schutzpatron der Bauern und Bergleute. Ferner symbolisiert der Sieg gegen den Drachen den Sieg Gottes gegen das Böse.
Die Geschichte mit ihren Wechselfällen suchte auch diese Kirche immer wieder heim: Um 1430 herum wurde sie während der Hussitenkriege zerstört. Auch das Hochwasser von 1880 richtete großen Schaden an. Immer wieder konnte die Kirche jedoch wiederhergestellt und schrittweise saniert werden. V.a. vielen ehrenamtlichen Gemeindegliedern ist dies zu verdanken. Weitere wichtige Daten waren der Einbau der Orgel 1883 (Orgelbaumeister Schuster) sowie die Außensanierung in den Jahren 1977-79 durch Feierabendbrigaden. 2018 erfolgte die Sanierung des großen böhmischen Kristallleuchters, 2022 erfolgte die Neudeckung des Dachs.
Sehenswert ist auch der von einer 1996 renovierten, umläufigen Wehrmauer umfasste Kirchhof. Er wurde bis 1874 als Friedhof genutzt. Besonders auffallend sind die Kriegsgräber russischer und deutscher Soldaten, die hier im Frühjahr 1945 ihre letzte Ruhe fanden. Ferner gibt es ein Denkmal für die gefallenen Dorfbewohner des Ersten Weltkriegs. Im Torbogen findet sich zudem der Gedenkstein für die verstorbenen Berzdorfer Soldaten.
(Bild & Text: Jonathan Hahn)
Die Kirche zu Dittersbach a. d. Eigen
Ca. 1160 – 1180 Anlegung des Dorfes Dieterichsbach durch deutsche Bauern aus Franken, Hessen und dem Rheinland. Anlage eines Friedhofs – als Ortsbestimmung für eine künftige Kirche – Zweckbestimmung einer Hufe als Pfarrwiedemuth.
Ca. 1270-1280 BAU DER ERSTEN KIRCHE. Auszug Kirchenchronik: „Unser liebes Gotteshaus ist nach Anzeigung alter, aber gewisser Urkunden entweder 1270 oder 1280 gebauet worden. Der Grundriß der Kirche war rechteckig, ohne Halle und Sakristei.
Allein gegen Abend haben sie einen niedrigen gevierten Turm hinangebaut, auf dem sie die Glocken aufgehangen haben.“ 1429 Zerstörung der Kirche durch die Hussiten.
Bis 1469 Neubau der Kirche mit einem gotisch gewölbten Altarraum. 1594 Turm erhöht, der oktogone Turmteil erhielt eine ornamentale Putzquaderung, wie sie vom Schloß Friedland und anderen böhmischen Repräsentationsbauten der Renaissancezeit bekannt ist.
Die neue Kirche
Mai 1870 Abriss der alten Kirche, am 17. Juni die Grundsteinlegung und am 08. Oktober das Hebefest der neuen Kirche (nach Plänen von Carl August Schramm). Am 16. Oktober 1871 wurde die Kirche feierlich geweiht. Kosten: 11 597 Taler. 1876 Anschaffung einer neuen ORGEL - gebaut von Julius Jahn / Dresden.
1947 gründliche Reinigung und Generalüberholung des Instrumentes. Die LEUCHTER im Kirchenschiff sind ein Geschenk der Jugend. Der gläserne Leuchter aus dem Jahr 1819 wurde anlässlich des 300jährigen Reformationsjubiläums übergeben und stammt noch aus der alten Kirche. Der zweite Leuchter ist aus geschliffenem böhmischen Glas und wurde 1871 zur Kirchweihe übergeben. Für den Altarraum wurde 1998 ein neuer Messingleuchter angeschafft.
1887 Anschaffung eines BRONZE – GELÄUTS mit 4 Glocken. Im April 1919 mussten die 3. und 4. Glocke als „Kriegsopfer“ abgeliefert werden, wurden aber im September wieder zurückgegeben. Im September 1942 wurden dann die 3 großen Glocken des Bronze – Geläuts auf dem Kirchturm zerschlagen und zur Ablieferung nach Löbau abgeholt. 1950 wurden 3 Stahlgussglocken von der Firma Lattermann und Söhne aus Morgenröthe – Rautenkranz gegossen.
Seit 1981 erfolgt das Tageszeitengeläut automatisch. 1971 erfolgte eine umfangreiche äußere Restaurierung des Kirchturmes mit Wiederherstellung der historischen Putzquaderung von 1594. Jeweils 1997 und 2011 erfolgten wiederum Außensanierungen. 1972 brannte eines Sommersonntagabends der Altar vermutlich wegen nicht ausgelöschter Kerzen ab, danach wurde ein Altar aus Cottaer Sandstein angeschafft. In diesem Zusammenhang wurde der Altarplatz mit Travertinplatten ausgelegt. Eine Besonderheit sind die Replikate des Künstlers Hellmuth Muntschick (1910-1943) zur Passionsgeschichte Jesu, die an den Emporen angebracht sind.
(Bilder: E. Seitz; J. Hahn / Text: E. Seitz; J. Hahn)
Die Friedhofskapelle zu Bernstadt a. d. Eigen
Der Hintergrund der Entstehungsgeschichte unserer Kapelle ist etwas skurril: Eigentlich war die Kapelle als Kirche für Kiesdorf gedacht. Gegenüber der alten Schule zwischen Ober- und Niederkiesdorf sollte sie errichtet werden und damit dem Dorf endlich zu einer eigenen Kirche verhelfen. Dass es nicht dazu kam lag der Überlieferung zufolge daran, dass die betroffenen Bauern ihre Feldstücke nicht als Bauland zur Verfügung stellen wollten.
Und so „wanderte“ die Kapelle nach Bernstadt, wo sie auf dem neuen Friedhof auch benötigt wurde. Erbaut wurde sie im Jahr 1899 nach Plänen des Architekten Theodor Quentin (1851-1905). Er war namhafter Vertreter der Neogotik. Neben der Planung der Kapelle von Bernstadt war er auch federführend bei anderen Bau- oder Umgestaltungsvorhaben. So verantwortete er z.B. die Neuausgestaltung der Marienkirche in Pirna, aber auch sakrale Neubauten wie die St.-Martinskirche in Weinböhla oder die Johanneskirche in Meißen.
Unsere Friedhofskapelle wurde allerdings nicht im neogotischen Stil erbaut, sondern in einer Mischung aus Renaissancestil, der das 16. Jahrhundert nachahmt, und Elementen des um 1900 beliebten Jugendstils. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch die Baumeister Schröter (Vater und Sohn) aus Großhennersdorf und Bernstadt. In den Jahren 2011 und 2015/16 wurde die Kapelle einer umfassenden Aussen- und Innensanierung unterzogen und ist seitdem wieder ein Kleinod.
(Text: J. Hahn / Bild: K. Wuttke)
Die Kirche zu Berzdorf a. d. Eigen (1250-1964)
Die auf einer Anhöhe errichtete Kirche wurde vermutlich um 1250 erbaut. 1317 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Sie gehörte damit zu den ältesten Kirchen der Oberlausitz. Beim Einfall der Hussiten im Mai 1427 wurde sie in Brand gesteckt und erst ab 1438 wieder aufgebaut.
Um die zerstörten Glocken zu ersetzen, wurde 1440 in Zittau der Guss dreier neuer Glocken in Auftrag gegeben. Durch den Meißner Weihbischof Johannes Erler erhielt die Kirche 1443 ihre erneute Weihe als Stätte des christlichen Glaubens. Durch Caspar Ender erhielt die Kirche 1610 an Decke, Wänden und Emporen reichliche malerische Verzierungen, die vor allem dem Alten Testament entstammten. Im selben Jahrhundert erhielt die Kanzel eine Kanzeluhr.
Gleich nach dem Siebenjährigen Krieg wurde die durch selbigen in Verfall geratene Kirche erneuert und umgebaut. Am 1. Oktober 1764 wurde der Turmknopf feierlich auf die Turmspitze gesetzt. Der Zuzug von Kirchengästen aus den nördlich gelegenen Dörfern Jauernick und Niecha (heute Buschbach) erforderte 1770/1771 den Einbau weiterer Emporen.
Eine weitere bauverändernde Renovierung war 1909 notwendig geworden. Dabei wurden unter anderem nicht mehr benötigte Treppen und Emporen entfernt. Seit 1933 war die Kirche eine Filialkirche der Schönauer St.-Georgskirche.
1964 wurde die Kirche nach ihrer Entwidmung abgebrochen und wich damit dem Tagebau. An sie erinnert ein Wandbild im Eingangsraum der Kirche Schönau-Berzdorf sowie eine Granitstele am alten Standort am Berzdorfer See.
(Text & Bild: Wikipedia)